Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern hat die Behauptung von US-Präsident Donald Trump zurückgewiesen, ihr Land erlebe derzeit eine "riesige" zweite Corona-Welle. Trumps Darstellung sei "offensichtlich falsch", sagte Ardern. Jeder, der die Situation verfolge, werde "erkennen, dass die neun Fälle am Tag in Neuseeland mit den Zehntausenden Fällen in den USA nicht vergleichbar sind".
Neuseeland hatte die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zunächst schnell unter Kontrolle bekommen und galt deshalb weltweit als Vorbild im Kampf gegen die Pandemie. Bereits im März - weniger als einen Monat nach der Einschleppung des Virus in das Land - hatte die Regierung mit einem Lockdown der Höchststufe vier reagiert.
Nach mehr als hundert Tagen ohne eine einzige Neuinfektion wurde vergangene Woche in Auckland allerdings ein neuer Infektionsherd entdeckt, woraufhin die Behörden wieder eine Ausgangssperre in der Großstadt verhängten.
Parlamentswahl verschoben
Zuletzt wurden zudem die Parlamentswahlen um vier Wochen auf den 17. Oktober verschoben. Die Wahl sollte ursprünglich am 19. September stattfinden.
Trump sprach daraufhin am Montag bei einer Wahlkampfveranstaltung in Minnesota von einer "riesigen Welle" in Neuseeland. "Es ist schrecklich. Wir wollen das nicht", sagte der US-Präsident, der zudem andeutete, Arderns Krisenmanagement zu Beginn der Pandemie sei gegen ihn persönlich gerichtet gewesen. "Sie haben es bekämpft. Es war überall in den Schlagzeilen. Sie haben es bekämpft, weil sie es mir zeigen wollten."
Tatsächlich stehen die Fallzahlen in Neuseeland und den USA in keinem Verhältnis: Während Neuseeland mit seinen fünf Millionen Einwohnern seit Beginn der Pandemie rund 1300 Corona-Infektionen registrierte und es in dem Land derzeit etwa 70 aktive Fälle gibt, sind die USA mit insgesamt mehr als fünf Millionen nachgewiesenen Infektions- und 170.000 Todesfällen das am schwersten von der Coronakrise betroffene Land der Welt.
spiegel
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